Liebe und Gewalt

Liebe und Gewalt

– eine explosive innere Struktur, die entstanden ist, wenn ein Kind sowohl mit Liebe als auch Gewalt groß geworden ist.

 

Wie sieht diese innere Struktur aus?

  • Als Erwachsener hast du Kinderängste, die du nicht verstehst. Bist konfrontiert mit einem Verhalten – bei dir oder deinem Geliebten – das manchmal einfach total irrational ist. Es macht auf den ersten, zweiten und sogar dritten Blick keinen Sinn.
  • Diese Verhaltensweisen können sein: du bist zu nett. Du versuchst, es den Leuten recht zu machen. Dabei gehst du über deine Grenzen, stellst dich in jeder Schlange hinten an. Und es kann gut sein, dass du untragbare Situationen aushältst. In aussichtslosen Partnerschaften bleibst, es immer und immer wieder versuchst, dein Gegenüber zu erreichen. Dich zu verbiegen, passend zu machen, deine Wünsche und Bedürfnisse aufzugeben.
  • Du glaubst, die Schuld an allem liegt natürlich und immer bei dir. 
  • Oder Du bekommst solche Angst, wenn jemand freundlich, unterstützend und liebevoll mit dir umgeht, dass du weg läufst. In deinem inneren System folgt die Liebe der Gewalt folgt der Gewalt die Liebe. So kommt es,  dass du in einer liebevollen Situation immer das Schlimmste erwartest.
  • Als Kind hattest du keine Möglichkeit, die Angst, Panik, die Wut und den Terror zu integrieren. Du warst einfach viel zu klein. Dein Nervensystem hätte Schutz und Liebe gebraucht. So hast du einen sehr klugen Plan B entwickelt, um diese Emotionen zu vermeiden. Um irgendwie mit der Situation umzugehen.  Du hast dich in einem Maße verloren, dass du dich kaum kennst.
  • Du hältst dich insgeheim für wertlos, falsch, unerwünscht, irgendwie daneben, schlecht oder böse – einen irgendwie gearteten Konstruktionsfehler

 

Wie zeigt sich diese Struktur? Wie ist sie bei Menschen zu erkennen?

Da ist etwas, wo mein Gegenüber etwas in sich berührt, was ihn oder sie veranlasst, plötzlich auszusteigen. Der Blick kann hart oder leer werden, der Mensch dir gegenüber scheint weit weg zu gehen, den Kontakt zu verlassen oder wie in eine Art Trance zu geraten.  Vielleicht spricht er oder sie noch weiter – ist  aber nicht mehr in der Lage, etwas anderes zu sehen, als eine Story aus der Vergangenheit. Was du auch sagst, er oder sie redet immer vom Gleichen, wie eine alte Schallplattenrille. Ja, aber… Aber meine Erfahrung ist… Und wieso hat  der und der nicht…. Es scheint im Leben meines Gegenübers etwas zu geben, das ändert und ändert und ändert sich trotz aller inneren Arbeit nicht. Es ist scheinbar keiner Vernunft mehr zugänglich. Keine Argumente, die auf eine Realität im Jetzt hinweisen, haben eine Chance.

 

Warum ist es so schwer, da auszusteigen?

Ein Kind kann diese Wechselbäder zwischen Liebe und Gewalt nicht verstehen, unmöglich! Also versucht das Kind, irgendwie mit dem Verhalten der Eltern klar zu kommen. Es legt Schicht um Schicht um die ursprüngliche Angst, den Terror, die Panik oder die Wut. Das sind Verhaltensweisen, die weder mit der ursprünglichen Not des Kindes zu tun haben noch das authentische Wesen  ausdrücken. Es sind Schutzschichten. Abwehrschichten.

Später, als Erwachsener interpretiert  dieser Mensch seine Welt mithilfe der Abwehrschichten.  Beispielsweise wird aus: „Alles ist in dir“ „du musst alleine klar kommen“ oder „ich brauche niemanden“.  Aus „ich habe die Verantwortung für mein Leben“ wird „ich bin an allem Schuld“.

Das Leben wird ein Kampf gegen sich selbst. Tun und denken was schadet, statt tun und denken, was gut tut. Freude vermeiden. Die eigenen Potenziale vermeiden – nicht sichtbar werden dürfen. Ja sagen, wenn nein gemeint ist. Mehr geben als möglich ist, krank werden und ausbrennen. Negative innere Dialoge.

Diese Struktur ist nicht nur deshalb so schwer zu erkennen, weil sie so gut verborgen ist. Sondern auch, weil das, was da passiert, einfach ungeheuerlich war und aus der Kinderperspektive immer noch ist. Die Verletzung, die Wunde ist tief und sehr schmerzhaft. Sie zeigt sich zuerst in Projektionen. Und kommt die neuerliche Gewalt nun wieder vom Partner oder ist das Verhalten meines Gegenübers  ein Spiegel für mein Kinder Erleben?

Wenn es auch noch so ist, dass beide Partner mit der Liebe – Gewalt Struktur zu kämpfen haben, spiegeln sie sich das Kinder Drama gegenseitig.

 

Wie es trotzdem geht

Es gibt einen Weg da heraus. Es ist ein Weg des Erwachens, des Sehens, was da eigentlich los ist.  Letztendlich hilft nur die liebevolle Akzeptanz. Auch wenn es eine Zeitlang ziemlich düster aussieht, nämlich dann, wenn die alte, tiefe Wunde gefühlt, gesehen, verstanden wird und heilen kann.  Verbogen hat das Kind sich lange genug. Jetzt muss alles da sein dürfen, was da ist – unter einem liebevollen Blick.

Das Wunder dieser Heilung ist – je tiefer der alte Schmerz zugelassen werden kann, um so klarer kann das Potenzial, was wunderbare Wesen sich zeigen.

In einer Partnerschaft  funktioniert die Heilung so lange, wie beide Partner immer wieder aus ihren Projektionen heraus kommen. Sich mutig immer wieder der Liebe – auch der sexuellen – öffnen und schauen, wie die Liebe die Situation sieht. Was sagt die Liebe, das Wesen, was ist der nächste Schritt?

Denn die Kraft der Liebe lässt dich oder euch beide immer wieder sehen, ganz klar und direkt spüren, dass die Liebe da ist. Ihr folgt keine Gewalt folgt – meine Angst und Wut sieht es nur so.  Diese Liebe – Gewalt Struktur heilt auf diese Weise  ganz langsam.

Und der Boden für diese Heilung ist die Wahrheit – dass du dir immer wieder ganz ehrlich die Wahrheit, die du weißt, eingestehst. So kannst du wieder die Realität sehen. Die Wirklichkeit wahr nehmen, in der du gerade steckst. Das ist Aufwachen.